Neues aus der Ramsesstadt - Bericht über die neuesten Ergebnisse seiner Grabung im Nildelta
Abstract: Der Ausgrabungsort Piramesse-Qantir, gelegen am Rande des östlich Nildeltas etwa 110 km nördlich von Kairo und 80 km westlich von Ismaelia, umfaßt etwa 30 Quadratkilometer und war eine der Hauptstädte und Residenzen Ramsesâ II. und seiner Nachfolger zwischen etwa 1300 und 1100 v. Chr. In Altägyptischen Hymnen als überaus reich und prunkvoll gepriesen, ist heute an der Oberfläche nichts mehr zu sehen, zumal die Stadtanlage als willkommener Steinbruch für spätere Dynastien diente. Der größte Teil dieser gewaltigen Siedlung wird heute agrarisch genutzt, doch liegen die ungestörten pharaonischen Schichten nur 10 cm unter der Ackeroberfläche. Die Grabungsplätze der Hildesheimer Mission, finanziert von der Deutschen Forschungsgemeinschaft Bonn, vermitteln neue und überraschende Einblicke in diese Großsiedlung des Neuen Reiches: Auf über 40.000 Quadratmeter gelang es die bisher größte Bronzewerkstatt freizulegen, in der Bronze im Tonnenbereich innerhalb eines einzigen Tages hergestellt und verarbeitet werden konnte. In diesen Kontext der Hochtemperaturtechnologie gehört auch der älteste bisher nachgewiesene Werkstattkomplex zu Herstellung von Roh- und Rubinglas in industriellem Umfang. Einen weiteren Höhepunkt bilden die Streitwagen-Garnison mit einem Exerzierplatz und angeschlossenen Werkstätten sowie zeitgleiche Pferde-Stallungen für mehr als 480 Pferde. Besonderes Gewicht kommt dem reichhaltigen außerägyptischen Fundgut zu, das, vertreten durch Waffen, Werkzeuge, Keramik und sogar eine Keilschrifttafel aus der diplomatischen Korrespondenz, neues Licht auf die militärischen und wirtschaftlichen Beziehungen der Großmacht Ägypten zu seinen Nachbarn wirft. Außergewöhnlich sind auch die Ergebnisse der Prospektion des Areals mittels Caesium-Magnetometrie in Zusammenarbeit mit dem Bayerischen Landesamt für Denkmalpflege: Auf mehr als zwei Quadratkilometern werden - einem Röntgenbild ähnlich - Tempel, Paläste, Villen, Häuser, Straßen, Teile eines Hafens und andere Elemente der Ramses-Stadt sichtbar. Im Zuge der Auswertung dieser Messungen wird ein Stadtplan entwickelt werden, der schließlich auch dreidimensionale Rekonstruktionen ermöglichen soll. Die Hauptergebnisse der 25 Jahre dauernden Arbeiten und Auswertung des Projektes "Ramses-Stadt" sollen vorgestellt werden, um einen lebendigen Einblick in diese Groß-Siedlung der Ramessidenzeit zu vermitteln.