Vortrag von Prof. Dr. Wolfgang Schenkel (Universität Tübingen) am 04. November 2014

Die Farben aus der Sicht der Alten Ägypter

Abstract: Wie im Deutschen gibt es im Ägyptischen allgemeine Farbwörter (Basic Color Terms) und spezielle Farbwörter (non-Basic Color Terms). Mit allgemeinen Farbwörtern wie z.B. „rot”, „orange”, „gelb”, „grün” usw. kann man die Farbe beliebiger Objekte beschreiben, mit speziellen Farbwörtern beschreibt man dagegen normalerweise nur die Farbe weniger Objekte, z.B. im Deutschen mit „blond”, die Farbe von Haar, Bier und Zigarren. Ein wesentlicher Unterschied zwischen Deutsch und Ägyptisch liegt daran, dass das Ägyptische sehr viel weniger allgemeine Farbwörter besitzt als das Deutsche. Zu allen Zeiten gibt es vier allgemeine Farbwörter: „schwarz/dunkel”, „weiß/hell”; „rot/gelb” mit dem Fokus in „rot”, „grün-blau” mit dem Fokus in „grün”. Aus „rot” wird in späterer Zeit ein „hellrot” ausgegliedert. „Blau” kann behelfsweise als ein „großes/starkes, dunkles Grün” vom allgemeinen „Grün” abgehoben werden. Als spezielle Farbwörter sind einzuschätzen: im „Schwarz”-Bereich „holzkohlenartig/tiefschwarz”, im „Rot”-Bereich z.B. „karneolartig”, im „Gelb”-Bereich „goldartig, golden” und „weißgoldartig, gelb”, im Blaubereich „lapislazuliartig, blau”. Bei speziellen Farbwörtern spielt fallweise die Kostbarkeit der Materialien, auf die sie sich beziehen, eine Rolle, namentlich bei „blau”, das vor allem bei der Charakterisierung nicht-realweltlicher Objekte verwendet wird.