Nachlese zum „Tutanchamun-Tag“ in Mainz

Im Folgenden präsentieren wir eine kleine Nachlese unserer Veranstaltung "100 Jahre Tutanchamun" vom 21. Oktober 2022, in die wir weiterführende Hinweise integriert haben, mit denen Sie sich selbst auf Entdeckungsreise begeben können.

100 Jahre Entdeckung des Grabes von Tutanchamun: Dieses Ereignis ist derzeit in aller Munde. Und das zu Recht, denn dieser spektakuläre Fund, der 1922 im Tal der Könige gemacht wurde, stellte damals – und auch heute noch – alles in den Schatten, was zuvor über die Bestattung der Pharaonen bekannt war, deren Gräber bei ihrer Entdeckung sonst meist nur traurige Überreste der einstigen Grabausstattung enthielten. Doch es ist nicht nur der Prunk allein, der diese Faszination ausmacht, nicht nur das viele Gold, das in KV 62 gefunden wurde. Es sind auch vor allem die privaten Gegenstände des Königs, die uns in den Bann ziehen, die unbeschreibliche Schönheit der Objekte, die bewundernswerte Kunstfertigkeit der Handwerker, die religiösen Vorstellungen und rituellen Handlungen, die sich in allem widerspiegeln, die Hinweise auf das Schicksal des jungen Königs, der viel zu früh aus dem Leben gerissen wurde, und auf weitere Mitglieder des Königshofs.

Aus Anlass eben dieser unvergleichlichen Grabentdeckung veranstaltete der Freundeskreis Ägyptologie in Kooperation mit dem Arbeitsbereich Ägyptologie (FB 07 Institut für Altertumswissenschaften) der Johannes Gutenberg-Universität Mainz und der Gesellschaft der Freunde des Römisch-Germanischen Zentralmuseums in Mainz e.V. am 21.10.2022 einen Tutanchamun-Tag mit gleich vier hochkarätigen Vorträgen.

Dieser Sensationsfund ist der Ausdauer Howard Carters zu verdanken, der nicht aufgehört hat daran zu glauben, das Grab des kaum bekannten Herrschers namens Tutanchamun finden zu können und seinen Geldgeber Lord Carnarvon zur Fortführung der Mission zu drängen. Es ist ebenso seiner Ausdauer und Akribie zu verdanken, dass er das Grab mit seinen Schätzen Stück für Stück und über Jahre hinweg sorgfältig ausgegraben und dies in nie zuvor dagewesener Weise dokumentiert hat, wozu er ein kompetentes Team um sich scharte, das ihm dabei half. Drei der Hauptakteure dieses Teams standen im Zentrum des Tutanchamun-Tages in Mainz.

Dr. Gabriele Pieke spricht über "Howard Carter, den Ausgräber Tutanchamuns" (Foto: Carola Vogel)

Den Reigen eröffnete Dr. Gabriele Pieke von den Reiss-Engelhorn-Museen in Mannheim mit ihrem Beitrag „Howard Carter, der Ausgräber Tutanchamuns“. Wer war dieser Mann, dem dieser unwahrscheinliche Fund gelang? Wie entwickelte er sich von einem Zeichner hin zu einem der bekanntesten Ausgräber weltweit? Wer diesen spannenden Vortrag verpasst hat, der sei auf den Mitschnitt des Vortrags verwiesen, den Gabriele Pieke 2021 anlässlich der Tutanchamun-Ausstellung in Mannheim gehalten hat: https://www.youtube.com/watch?v=bQmoZv63qoE.

 

 

Dr. Carola Vogel präsentiert ihre Nachforschungen zu "Lord Carnarvons Unfall im Taunus" (Foto: Monika Zöller-Engelhardt)

Dr. Carola Vogel, die erste Vorsitzende unseres Freundeskreises Ägyptologie, stellte den Geldgeber der Unternehmung in den Mittelpunkt ihres Vortrags „Lord Carnarvons Unfall im Taunus: Korrektur eines Mythos“. Sie rückte hierin die vorherrschende Meinung zurecht, dass Lord Carnarvons Autounfall in Deutschland, zu dem es angeblich 1901 gekommen war, Grund für seine Reisen nach Ägypten war und somit letztendlich zum Fund des Tutanchamun-Grabes geführt hat. Carola Vogel kann dagegen belegen, dass sein Unfall in der Wiesbadener Gegend in Wirklichkeit erst 1909 geschah, zu einem Zeitpunkt, an dem er bereits mit seinen Grabungen in Ägypten begonnen hatte. Nachzulesen ist dies mitsamt der Notiz aus dem Wiesbadener General-Anzeiger in ihrem Aufsatz, den man unter https://www.uni-goettingen.de/de/document/download/43a8d0a27c86a8fe2233ee50045f44d0.pdf/GM266_39-40_Vogel.pdf abrufen kann.

Dr. Daniela Rosenow berichtet über "Harry Burton und die Photographie im Grab Tutanchamuns" (Foto: Carola Vogel)

Dr. Daniela Rosenow arbeitet am Griffith Institute in Oxford, das einen großen Teil der Grabungsdokumentation zu KV 62 beherbergt und auf seiner Homepage veröffentlich hat (http://www.griffith.ox.ac.uk/discoveringtut/). Ihr Vortrag nahm „Harry Burton und die Photographie im Grab Tutanchamuns“ in den Blick, dessen großartige Bilder u.a. die Fundsituation der Objekte wiedergeben und für organische Materialien, die nach mehr als 3.000 Jahren kurz nach ihrer Entdeckung zu Staub zerfallen sind, unsere einzige Referenz darstellen. Der „Flug“ durch das Grab, den Daniela Rosenow in ihrer Präsensation zeigte, lässt sich hier noch einmal anschauen: https://youtu.be/TweutqYvUmA. Die Ausstellung „Tutankhamun: Excavating the Archive“ ist in Oxford noch bis zum 05.02.2023 zu besichtigen, weitere Informationen sowie z.B. der Audio-Guide sind hier abzurufen: https://visit.bodleian.ox.ac.uk/event/tutankhamun-excavating-the-archive. Der dazugehörige englischsprachige Ausstellungskatalog ist in Deutsch bei der WBG Darmstadt erschienen: https://www.wbg-wissenverbindet.de/shop/41748/howard-carter-und-das-grab-des-tutanchamun.

Im vierten Vortrag des Tages richtete sich der Fokus auf einen bisher völlig unterschätzen Teil der Grabausstattung des jungen Königs: Katja Broschat, Restauratorin am RGZM in Mainz, bescherte uns mit ihrem Vortrag „‚Beauty in Detail‘ – Glas aus dem Grab des Tutanchamun“ unvergleichliche Eindrücke der überraschend zahlreichen Glasobjekte und -einlagen und zeigte bisher unbekannte Details. Wer sich an den zauberhaften Stücken nicht satt sehen kann, bekommt in diesem Video noch einmal die Gelegenheit, sie zu bewundern: https://www.youtube.com/watch?v=IJHam28Egtk&list=PLx9b2TiEudYegKUud-CyLSvIODdmtWr80&index=2.

Das Science Sofa der Mainzer Wissenschaftsallianz mit den Referentinnen des Tutanchamun-Tages: Daniela Rosenow, Gabriele Pieke, Katja Broschat und Carola Vogel (von links nach rechts; Foto: Monika Zöller-Engelhardt)

Der letzte „Gast“ des Abends war das knallrote Science Sofa der Mainzer Wissenschaftsallianz (https://www.wissenschaftsallianz-mainz.de/news-detail/tutanchamun-auf-dem-science-sofa), auf dem alle Referentinnen des Tutanchamun-Tages eine angeregte Diskussion zum Thema „Das Grab Tutanchamuns – ein Jahrhundertfund?“ führten.

Die vielen neuen gesammelten Eindrücke rund um den Fund und die Ausstattung des Tutanchamun-Grabes wurden im Anschluss von den zahlreich erschienenen Teilnehmerinnen und Teilnehmern in gemütlicher Atmosphäre bei Wein und Häppchen vertieft.

Eine rundum gelungene Veranstaltung!

Veröffentlicht am | Veröffentlicht in Vorträge

1 Kommentar zu “Nachlese zum „Tutanchamun-Tag“ in Mainz

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert