Vortrag von Dr. Marcus Müller (Rheinische Friedrich-Wilhelms-Universität, Bonn) am 18. Januar 2012

Dem Tod die Stirn bieten. Aktuelle Ergebnisse und Perspektiven der Totenbuchforschung

Abstract: Seit der Geburt der Ägyptologie Anfang des 19. Jahrhunderts, maßgeblich angestoßen durch die Napoleonische Expedition in Ägypten und die Entzifferung der Hieroglyphen durch Jean-Francois Champollion, werden Totenbücher publiziert, übersetzt, analysiert. Nach 200 Jahren Forschung und Publikations-tätigkeit sollte die Vielfalt der Manuskripte bekannt, die Übersetzungen sicher und die wichtigsten Fragen an die Totenbücher beantwortet sein. Leider kann keine der drei Annahmen bestätigt werden. Denn die Manuskripte sind so individuell und zahlreich, dass es sogar schwer fällt, sich auf einige wenige zu beschränken. Und auch wenn sich Ägyptologen berechtigt gegen die populäre Meinung wehren, die Hieroglyphen seien noch immer nicht ausreichend entziffert und übersetzbar, so trifft dies zumindest für das Verständnis der funerären Texte oftmals leider zu. Letztlich sind viele Fragen beispielsweise hinsichtlich der Produktion der Manuskripte, der lokalen Traditionen oder der Einfluss der Stellung des Besitzers für die Ausführung des Totenbuchs noch unzureichend beantwortet.Der Vortrag möchte für die beschriebene Situation sensibilisieren, auf der Basis aktueller Forschungsergebnisse den Stand der Wissenschaft vorstellen und Perspektiven für künftige Untersuchungen aufzeigen.