Podcast Folge 1: Zu Gast bei Marianne Arnold

Ein Nachmittag bei Marianne Arnold (Foto: C. Vogel)

 

Anlässlich des 20-jährigen Jubiläums des Freundeskreises Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz e. V. fand am 1. Februar 2021 ein Gespräch zwischen Marianne Arnold M. A. (MA) und Dr. Carola Vogel (CV) statt.

© Freundeskreis Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz e. V.

Begrüßung und Einführung

CV: Liebe Zuhörerinnen und Zuhörer, in diesen Tagen jährt sich die Gründung des Freundeskreises Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zum 20. Mal. Für uns als Vorstand ein willkommener Anlass, auf die Geschichte des Vereins zurückzublicken. In loser Reihenfolge stellen wir Ihnen in unserem Jubiläumsjahr Menschen vor, die den Weg des Vereins begleitet und zu seinem Erfolg beigetragen haben. Ich kann mir in diesem Kontext keinen besseren Auftakt wünschen als ein Gespräch mit Marianne Arnold. Sie stand unserem Freundeskreis 19 Jahre vor und gilt bis heute völlig zu Recht als sein Gesicht. Mein Name ist Carola Vogel, ich bin die aktuelle Vorsitzende des Freundeskreises und freue mich sehr auf das Interview.

Interview

CV: Liebe Marianne: Wie kamst Du im Jahr 2001 auf die Idee, einen Freundeskreis für Ägyptologie an der Johannes Gutenberg-Universität Mainz zu gründen und wer waren damals Deine Mitstreiterinnen und Mitstreiter?

MA: Mir war aufgefallen, als ich zu Beginn meines Studiums an der Universität war, dass es Fördervereine gab. Lassen Sie mich bitte die zwei prominentesten sicherlich nennen: den Förderverein der Freunde der Universität und den Förderverein z. B. des Botanischen Gartens. Und irgendwann kam mit Professor Gundlach das Gespräch auf Fördervereine, und er erzählte, dass es mal einen Versuch gegeben habe, aber der ist dann im Sand verlaufen. Und dann überlegten wir, ob es Sinn macht, einen neuen Anlauf zu nehmen. Und dann habe ich gesagt „Ich mach’ es“, und dann habe ich Studenten angesprochen, Leute, die in der Vorlesung von Professor Gundlach waren, also interessierte Laien und jemanden aus dem Institut, so hieß die Ägyptologie früher an der Universität und die zeigten Interesse. Und so entstand dann im Februar 2001 die konstituierende Sitzung des Freundeskreises Ägyptologie.

CV: Wie müssen wir uns die Anfänge des Freundeskreises vorstellen? Wie habt Ihr damals beispielsweise neue Mitglieder gewonnen, was war eigentlich Eure Zielsetzung?

MA: Um mit der Zielsetzung zu beginnen; wir wollten natürlich die Ägyptologie in der Öffentlichkeit bekannter machen. Und wie haben wir nun die Mitglieder gewonnen – oder versucht, sie zu gewinnen? Wir haben Teilnehmer an den Vorlesungen von Professor Gundlach angesprochen, Studenten, genauso wie interessierte Laien und wir haben auch Leute angesprochen aus dem Institut. Und so ergaben sich langsam, aber sicher muss ich sagen, eine kleine Gruppe von Mitgliedern, die sich langsam, für mich viel zu langsam, dann vergrößerte. Und ich war auch ungeduldig und Professor Gundlach sagte immer „wissen Sie, seien Sie nicht ungeduldig, der Verein wird langsam aber stetig wachsen“ – und das tat er dann ja auch.

CV: Liebe Marianne, zu Dir persönlich. Wie ist Deine eigene Beziehung zur Ägyptologie und Ägypten?

MA: Ich habe in den Achtziger Jahren an einer Reise mit Dr. Tigges nach Ägypten teilgenommen und war so unglaublich beeindruckt von dem Pyramidenkomplex in Giza oder von der Stufenpyramide des Djoser und ich wollte einfach wissen, wie die Gesellschaft beschaffen war, die im 2. Jahrtausend vor Christi Geburt, diese Monumente hochgezogen hat. Und auf all’ meinen Reisen bin ich immer in die Universitätsbüchereien gegangen und habe geguckt, ob ich etwas über Ägyptologie fand, was ich natürlich fand und so ist mein Interesse an der Ägyptologie stetig gewachsen.

CV: Du hast nach einem sehr erfüllten Berufsleben bei der größten deutschen Fluggesellschaft Ägyptologie in Mainz an der Universität studiert und das Studium 2006 erfolgreich mit einem Magister abgeschlossen. Was war denn das Thema Deiner Arbeit und warum war es Dir eigentlich wichtig, einen akademischen Abschluss nach Deinem Berufsleben noch zu erhalten?

MA: Also da ich natürlich das Studium aufgenommen hatte mit den jungen Studenten, mich gefreut hab‘, gebangt hab‘, und ich wollte natürlich auch einen Abschluss machen und dafür habe ich natürlich auch schwer gearbeitet. Der Titel meiner Magisterarbeit war „Deir el-Medineh und Amarna – eine vergleichende Betrachtung“.

CV: Du warst 19 Jahre lang die 1. Vorsitzende des Freundeskreises. Unter Deinem Vorsitz wurde der Verein zu einem der größten und vielleicht sichtbarsten der Johannes Gutenberg-Universität. Wie stark hast Du in dieser Funktion eigentlich von Deinem beruflichen Knowhow, d. h. 30 Jahren Öffentlichkeitsarbeit bei Lufthansa, profitiert?

MA: Natürlich war das eine sehr gute Grundlage und gab mir einen guten Hintergrund auch. Es ist klar, dass man nach dreißig Jahren Öffentlichkeitsarbeit die Strukturen der Medien kennt, auch Öffentlichkeitsarbeit im eigentlichen Sinne gemacht hat, ob mit Schülern, ob mit Schule und Wirtschaft, und, und, und – und das gab mir natürlich schon eine gute Basis für die Arbeit im Freundeskreis.

CV: Der Freundeskreis fördert den Arbeitsbereich Ägyptologie an der Universität und möchte zudem mehr Öffentlichkeit für das Fach herstellen. Welche Aktivitäten, die während Deines Vorsitzes etabliert wurden, waren und sind besonders geeignet, dieses Ziel zu erreichen? Vielleicht die regelmäßigen Vorträge? Der Aufbau der Studiensammlung? Spezielle Events etwa wie der Bücherbazar? Oder liegt es vielleicht wirklich an der Kombination der genannten?

MA: Ich denke, es ist eine Mischung aus allem. Gewiss haben die regelmäßigen Vorträge, zweimal pro Semester, dazu beigetragen, dass die Mitglieder sich trafen, und nach den Vorträgen auch noch bei einem Beisammensein sich kennenlernen konnten, aber wichtig ist mit Sicherheit auch der jährliche Bücherbazar, und was natürlich auch besonders wichtig ist, ist die Sammlung Jungnickel. Ein Mitglied hat durch großzügige Spenden ermöglicht, dass eine Sammlung von Repliken zusammenkam, die für den Unterricht der Studenten wichtig war und auch, worüber wir, der Freundeskreis, sehr stolz war, die Sammlung in die allgemeinen Sammlungen der Universität mit eingegangen ist.

CV: Von den vielen Veranstaltungen, die der Freundeskreis organisiert hat, gibt es irgendwelche, die Dir besonders in Erinnerung sind?

MA: An eine Veranstaltung erinnere ich mich noch ganz besonders, weil wir sie wie Kino aufgezogen hatten. Wir wollten den Film „Kleopatra“ (im Film) zeigen. Hatten überlegt, ob wir Popcorn besorgen, einen Eismann besorgen, und das kam uns alles zu schwierig vor. Jedenfalls fanden wir heraus, wie teuer eine Kinokarte zum Start des Films in der damaligen Zeit war. Und diesen Betrag musste jeder Besucher entrichten. Ein Besucher kam sogar noch mit einem Geldschein aus der Zeit der Inflation. Und die Assistentin von Professor Verhoeven der damaligen Zeit war Diana Wenzel, die zu dem Thema promoviert wurde, und die hielt natürlich eine wunderbare Einführung. Und, ich denke, es war auch eine sehr erfolgreiche Veranstaltung.

CV: Viele Menschen begeistern sich für das Alte Ägypten. Archäologische Neuentdeckungen werden als Sensation bewertet und schaffen es in die Hauptnachrichtensendungen. Doch kurzlebige Meldungen führen nicht zwingend zu einem andauernden Interesse an dem Fach Ägyptologie. Wie erklärst Du Dir, dass immer mehr Menschen sich für das Alte Ägypten und seinen Fundreichtum begeistern, doch gleichzeitig die Studierendenzahlen rückläufig sind?

MA: Ich denke, es ist sehr schwierig für junge Leute in dem Fach eine Anstellung zu finden, sei es in Museen, sei es an der Universität oder wo auch immer. Und mit Sicherheit – junge Leute müssen sich doch eine Existenz aufbauen.

Carola Vogel (rechts) bei der Verleihung der Ehrenmitgliedschaft an Marianne Arnold (links) am 17. Februar 2020 (Foto: I. Steinhardt)

CV: Im Oktober 2016 wurde Dir von dem Präsidenten der Uni Mainz, Professor Dr. Georg Krausch, die Diether von Isenburg-Medaille für Deine langjährigen ehrenamtlichen Verdienste im Freundeskreis verliehen. Kannst Du uns etwas zu dieser Auszeichnung sagen und erläutern, wie es dazu kam?

MA: Als Präsident Krausch 100 Tage im Amt war, hatte ich ihn um ein Gespräch gebeten, um den Freundeskreis vorzustellen. Aus diesem Gespräch wurden 45 Minuten. Und dann habe ich auch zu all unseren Vorträgen, also zweimal pro Semester, Präsident Krausch eingeladen. Besonders geehrt fühlten wir uns natürlich, als er zum 10-jährigen Bestehen des Freundeskreises eine würdigende Ansprache hielt, vor vollbesetztem Audimax in der Alten Mensa. Und natürlich hat auch Professor Verhoeven gewiss einen Anteil an dieser Auszeichnung.

CV: Ein altes Sprichwort sagt: wenn es am schönsten ist, sollte man gehen. Viele verpassen aber den richtigen Zeitpunkt, sich von einem Amt oder einer Position zu trennen. Du hast vor einem Jahr Dein Amt als 1. Vorsitzende nach 19 sehr erfolgreichen Jahren niedergelegt. Warum wolltest Du die 20 Jahre nicht noch voll machen und den Freundeskreis durch das aktuelle „Jubeljahr“ begleiten? Denn damals wussten wir ja noch nicht, dass Corona kommen würde.

MA: Das hat etwas mit meinem Lebensalter zu tun!

Schlussworte

CV: Liebe Marianne, ich danke Dir sehr herzlich für das Gespräch, das wir aufgrund der Corona-Pandemie natürlich mit dem gebotenen Abstand geführt haben. Ich bin sicher, dass unsere Mitglieder sich sehr freuen werden, von Dir zu hören und bin gespannt auf die Reaktionen zu unserem ersten Podcast. Liebe Marianne, vielen Dank!

Schnitt: Jessica Kertmann/Tobias Konrad
Verwendete Musik von TimMoor auf Pixabay