Vortrag von Dr. Alexis Den Doncker (Universität Basel) am 12.06.2024, 18:30 Uhr

Zur Verwendung von duftendem Firnis in den thebanischen Privatgräbern des Neuen Reiches

Musikantinnen im Grab des Nacht (TT52, Thutmosis IV-Amenhotep III (© Den Doncker & Tavier—ULiège)

Im Jahr 2017 wurden bei einer Untersuchung des Grabes von Tjanuny in der thebanischen Nekropole (TT 74) Rückstände von duftendem Firnis (Mallack) auf der Perücke und der Haut der Figuren des Grabherrn entdeckt (Den Doncker & Tavier 2018).

In Anlehnung an die Verwendung in anderen künstlerischen Kulturen und ein allgemeines System der Farbverteilung voraussetzend, haben Ägyptologen die Funktion dieser malerischen Technik bisher als eine Lösung interpretiert, um die Brillanz und den Farbton der Pigmente zu verstärken. Darüber hinaus wurde der duftende Charakter dieser Firnisse nie erwähnt.

Um die Art des Duftes zu charakterisieren und seine mögliche Bedeutung oder Funktion zu untersuchen, hat Hugues Tavier (Université de Liège, Chefrestaurator der belgischen archäologischen Mission in der thebanischen Nekropole) eine experimentelle Methode entwickelt, um die Anwendbarkeit von Duftharzen aus Firnisrezepten zu testen, die auf anderem Material (u.a. hölzernen Grabbeigaben) verwendet wurden. Es zeigte sich, dass die Harze von Pistacia lentiscus (Mastik) und Aleppokiefern technisch auf bemaltem Gips anwendbar waren – beide können sowohl mit Bienenwachs als auch mit Bitumen gemischt werden. Es ist bekannt, dass diese Harze unter anderem als Räucherwerk und in einer Reihe von Kosmetika und Substanzen mit ritueller Funktion verwendet wurden.

Parallel dazu zeigt eine erste Untersuchung der ikonographischen Einheiten, die von dieser Praxis betroffen sind, interessante Übereinstimmungen zwischen der Zusammensetzung der Firnisse und den betreffenden Szenen, insbesondere wenn die Verwendung von Firnis begrenzt war. Zufälligerweise haben diese Szenen und Motive oft eine olfaktorische Dimension. Es scheint also, dass in den Köpfen dieser Maler eine materielle und konzeptionelle Verbindung zwischen den gefirnissten Motiven und den dargestellten Realitäten bestand, so als ob die Materialisierung von Düften über der Farbschicht eine Möglichkeit war, die immaterielle Natur von Düften darzustellen. Darüber hinaus lässt sich vermuten, dass der mit diesen Firnissen assoziierte Duft bedeutungsvoll und vielleicht auch funktional war, unabhängig von ihrer ästhetischen Funktion auf rein visueller Ebene.

Ort: Campus der JGU Mainz, Forum 7, Hs 10;
Lageplan: https://cms.zdv.uni-mainz.de/startseite/wp-content/uploads/sites/31/2023/12/JGU_campusplan-3.pdf (Raumänderung!).

Einladung als pdf.

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